Infos für  Eltern

Wir haben in einem Dokument (PDF für den Download) für Euch zusammengefasst, was Ihr als Eltern bereits jetzt tun könnt:  Wie können Eltern an der Veränderung des bayrischen Schulsystems mitwirken?

Einige Ansatzpunkte findet Ihr hier:

Lernformen:

  • Welche Unterrichtsformen gibt es?
  • Wird individuell gelernt?
  • Wird selbständig gelernt?
  • Liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten bei den Schülern?
  • Werden Themen und Projekte von den Schülern selbst erarbeitet?
  • Gibt es fächerübergreifenden Unterricht?
  • 45-Minutentakt, Doppelstunden oder freies Lernen ohne Gong?

Leistungsbewertung:

Wann wird wie oft und wie bewertet? Verbale Rückmeldung, schriftliche Lernberichte, Punkte, Noten? Unangekündigtes Abfragen, Exen oder ‚Bringnoten‘? Müssen Proben von den Eltern unterschrieben werden? Welches Gewicht haben Bewertungen?

Klassenraum: 

Wie ist die Sitzordnung – in Reihen oder in Gruppen? Feste Sitzordnung oder flexibel? Wird nur am Schreibtisch gearbeitet oder gibt es andere Sitzmöglichkeiten (z.B. am Boden)?

Elternmitwirkung:

Wird den Eltern in der Schule Raum gegeben? Gibt es ein Elternanschlagbrett? Fungiert der Elternbeirat nur als Cateringservice oder hat er Mitsprache bei pädagogischen Projekten? Kann der Elternbeirat selbstständig ohne Schulleitung tagen?

Fragt nach der Möglichkeit zu hospitieren!
Fast alle Schulen in freier Trägerschaft ermöglichen Interessenten zu hospitieren. In öffentlichen bayerischen Schulen ist eine Hospitation offiziell nur in der Klasse des eigenen Kindes möglich. Aber dort, wo ein offenes Klima herrscht, wird man es Dir dennoch ermöglichen, als stiller Gast dem Unterricht beizuwohnen. Und wenn nicht, hast Du mit Deiner Anfrage der Schulleitung zumindest Dein Interesse an Schule und Unterricht signalisiert.

Oftmals werden Gemeinschaftsschulen despektierlich Einheitsschulen genannt.

Warum die gängigsten Einwände nicht überzeugen lesen Sie hier:

„Alle Kinder zusammen in einer Schule – wie soll das gehen? Das Niveau sinkt, gerade die starken Schüler haben Nachteile zu befürchten.“

Die Gemeinschaftsschule ist keine Einheitsschule, in der ein Einheitsbrei über alle gegossen wird. Gerade das geschieht aber im gegliederten Schulwesen, in dem der Stoff für die ganze Klasse der gleiche ist. Wer die Inhalte längst verstanden hat und weitermachen möchte, interessiert im normierten Klassenunterricht ebenso wenig wie derjenige, der noch einige Zeit bräuchte, um zum Verständnis zu gelangen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Starke Schüler profitieren am meisten vom individuellen, freien Lernen.

„Wir leben nun mal in einer Leistungsgesellschaft!“

Auf die nächste Schulaufgabe zu pauken und auswendig gelerntes Wissen wiederzugeben, ist keine Leistung. In unserer heutigen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft zählen reine Fachkenntnisse kaum mehr. Selbstständigkeit und Kompetenzen sind in der Arbeitswelt gefragt – für Problemlösung, Teamarbeit und den Umgang mit Heterogenität in der globalen Welt.

„Irgendwann beginnt halt der Ernst des Lebens!“

Das ist Schwarze Pädagogik: Jetzt geben wir den Kindern nichts mehr zu essen, damit sie sich an das Hungern gewöhnen. Um mit dem Ernst des Lebens umgehen zu können, braucht es Selbstbewusstsein und eigene Strategien, sein Leben zu gestalten. Junge Menschen befinden sich noch in der Entwicklung, müssen ihre Fähigkeiten erst noch entfalten. Für diesen Aufbauprozess brauchen sie keine ständige Beurteilung, sondern vor allem eines: Ermutigung.

„Es gibt eben die mehr theoretisch Begabten und die mehr praktisch Begabten.“

Gegenfrage: Möchten Sie einen Zahnarzt, der nur theoretisch begabt ist?

„Ohne Noten lernen Schüler nicht!“

Alle Kinder wollen lernen. Man bedenke, was Kleinkinder von sich aus vor der Schule lernen: eine Sprache oder zwei, laufen, Mengen, Zeichen, Zusammenhänge, psychologisches Wissen: Wie gehe ich mit Mutter oder Vater um? Alle Kinder wollen sich in der Welt und in ihrer Kultur zurecht finden, sie wollen wirksam sein, ihr Leben gestalten, um Zufriedenheit und Glück zu empfinden. Lernen unter Notendruck ist nicht effektiv und nicht nachhaltig.

„Mir hat die Regelschule nicht geschadet. Aus mir ist doch auch was geworden.“

Gegenfragen: Was haben Sie versäumt? Welche Alternativen haben Sie gar nicht wahrgenommen? Welche Ihrer Potenziale blieben unentdeckt?

„Deutschland ist wirtschaftlich Weltspitze, da können unsere Schulen ja kaum schlecht sein.“

Wir stehen wirtschaftlich gut da – trotz unserer Schulen, nicht wegen. MADE IN GERMANY wurde von Handwerkern gemacht, die nie ein Gymnasium besucht haben. Im Übrigen beruht die Wirtschaftskraft Deutschlands im Wesentlichen auf unseren Universitäten, als sie noch frei waren, und nicht – wie jetzt – verschult durch den Bologna-Prozess. Erst die Zukunft wird zeigen, wo Deutschland steht, wenn die Absolventen der jetzt verschulten Unis ins Wirtschaftsleben treten.

Wie schlecht unser öffentliches Schulsystem ist, zeigt sich an vielem – beispielsweise auch daran, dass ca. 25% der SchülerInnen keine Ausbildungsreife erreichen. Und dass Eltern jährlich 1,5 Milliarden Euro für private Nachhilfe ausgeben.

Deutsche Schulen sind vor allem leistungs- und wenig lernorientiert, so die Bildungsforscherin Elsbeth Stern. „Die Leistungsorientierung ist enorm bei uns, das heißt: stimmen die Noten? Ob die SchülerInnen die Inhalte wirklich verstanden haben, interessierte überhaupt nicht – bis zum PISA-Schock.“

Leider wurde auf den PISA-Schock völlig falsch reagiert: Statt weniger Leistungen zu prüfen und den Fokus aufs Lernen zu richten, gibt es heute noch mehr Tests und mehr Noten. Somit wurde das zentrale Problem unserer öffentlichen Schulen, der Defizitblick auf die SchülerInnen, der Bewertungs- und Selektionsirrsinn, nicht gelöst.

  • Noten sind Pauschalurteile, die den einzelnen Menschen nicht erfassen. Lernen, Dinge verstehen, weiterdenken, Wissen vernetzen – das ist ein so verzweigter, diffiziler und individueller Prozess, der in einer Ziffer nicht dargestellt werden kann.
  • Noten sind immer ungerecht, weil sie nur Vergleiche zwischen SchülerInnen einer Klasse sind, die Zusammensetzung der SchülerInnen aber in jeder Klasse, jeder Schule eine andere ist. Und der Maßstab der verschiedenen LerhrerInnen ist immer ein anderer.

Noten sind nicht objektiv. Das belegen alle wissenschaftlichen Studien, das wissen Lehrer und Bildungspolitiker. Zahlreiche Bespiele für Fehler beim Benoten finden Sie hier  Verlinken zu Über uns–PDFs/ 21_Fehler_beim_benoten.pdf

Dass trotzdem an Noten festgehalten wird, liegt vor allem an ihrer Funktion als Auslesekriterium. Die Selektion von SchülerInnen ist Grundlage unseres gegliederten Schulwesens. Somit sind Ziffernnoten – trotz ihrer erwiesenen Unsinnigkeit – wesentlich für den Bildungsweg deutscher SchülerInnen. In diesem Dilemma befinden sich alle: Lehrende, Lernende und Eltern.

Wie verhaltet Ihr Euch als Eltern in diesem Dilemma?

Deinem Kind gegenüber: Gelassenheit.

Deinem Kind hilfst Du nur durch Ermutigung, Vertrauen und Gelassenheit.

Verstärke bei schlechten Noten nicht den Druck, unter dem Dein Kind ohnehin schon steht.

Werde Dir Deiner eigenen Angst bewusst und erfahre, was dahinter steht:

Mangelndes Vertrauen ins Kind? Du hast Angst, es könnte „es“ nicht schaffen.

Die meisten Eltern wollen, dass ihr Kind Abitur macht, damit ihm alle beruflichen Optionen offen stehen. Deshalb steht für viele fest, dass das Kind aufs Gymnasium gehen soll, also einen Notenschnitt von 2,33 in der 4. Klasse braucht. Bevor aber ein Kind aufgrund der Erwartungen von Eltern und Schule bereits in der Grundschulzeit die Lust am Lernen verliert und in seinem Selbstwertgefühl geschwächt wird, sollte man bedenken, dass

  • mehr als 40% der bayerischen AbiturientInnen ihren Abschluss nicht auf dem Gymnasium machen,
  • dass circa 40% der Gymnasiasten von der 5. bis zur 11. Klasse ‚verloren’ gehen, also entweder sitzenbleiben oder die Schule verlassen müssen (‚abgeschult’ werden),
  • dass viele Gymnasiasten häufig einen 12-Stundentag absolvieren und keine Zeit für Ihre Interessen und Aktivitäten haben,
  • dass Prüfungsdruck, Bulimielernen, physische und psychische Beschwerden deutlich zugenommen haben.

All diese absurden Folgen verursacht ein Schulsystem, das nicht auf Förderung der Kinder und Jugendlichen ausgerichtet ist, sondern auf deren Selektion. Wer nicht passt, fliegt. Diese Feststellung treffen Lehrerinnen und Lehrer. Eine Feststellung, die notwendiger Weise subjektiv ist (da es keinen Maßstab für Lernleistung gibt), und nur – wenn überhaupt – eine Momentaufnahme ist, da dein Kind am nächsten Tag mehr und anderes weiß.

Aber Du selbst musst einen Lernprozess durchmachen. Solange Du wissen willst, wo Dein Kind steht, bist Du noch im Notensystem verhaftet. Informiere Dich über die Fragwürdigkeit von Noten und stehe in kritischer Distanz zu ihnen!

Mehr zum Thema Noten findest Du auf unserer Website

Außerdem bieten wir Dir einen kostenfreien Film-Vortrag zu diesem Thema an. Oder Du liest das Buch GERECHTE NOTEN GIBT ES NICHT – UND WIE NOTEN DIE LUST AM LERNEN VERHINDERN, Ulrike Luise Keller, 2012.

Nur mit Wissen und Gelassenheit kannst Du erfolgreich mit LehrerInnen ins Gespräch gehen, ohne Angst haben zu müssen, Deine Fragen/Kritik könnte Deinem Kind schaden.

Die Lehrperson kann Dich ernst nehmen, Du kannst ernsthaft über die Situation sprechen und Du wirst erreichen, dass die Lehrperson sehr achtsam mit Noten Deinem Kind gegenüber umgehen wird.

Fordere, dass die Lehrperson im Bereich der mündlichen Noten das Prinzip der Bringnoten anwendet, so dass Dein Kind den Zeitpunkt einer Leistungserbringung selbst bestimmt.

Um ernst genommen zu werden, gelten folgende Regeln:

  • Versuche nie, eine Lehrperson vor Unterrichtsbeginn zwischen Tür und Angel zu sprechen. Besuche die Lehrperson nur in der Sprechstunde und kündigen Deinen Besuch an.
  • Lass zuerst die Lehrperson über die Lage Deines Kindes sprechen. Oder beginne: Mein Kind hat diese Noten, was raten Sie mir? Erst wenn die Lehrperson gesprochen und selbst Gelassenheit gewonnen hat, beginne, ebenfalls gelassen, mit Deinem Anliegen. Solltest Du keinen Erfolg haben, wende Dich an die Schulleitung. Wenn auch dies nicht zu einer Verbesserung der Situation führt, können Sie die Öffentlichkeit oder einen Anwalt einschalten (Eltern können sich, im Gegensatz zu LehrerInnen, sofort an die Presse wenden).

Aber auch die Schule, die Schulleitung und die LehrerInnen sind nur Teil des selektiven Systems. Sie können den Druck auf diese Personen erhöhen, mit dem Ziel, dass diese den Druck an die Kultusbürokratie weitergeben.

Langfristig lässt sich Schule ohne politische Aktion nicht verändern.  Trete durch Aufklärung anderer Eltern und durch politisches Engagement, für die Abschaffung von Ziffernnoten und die Etablierung einer neuen Lernkultur ein.

Dein Kind ist faul?

Faulheit ist keine Natureigenschaft, sondern durch widrige Umstände gelernt. Statt Deinem Kind Vorwürfe zu machen, hinterfrage die Schule:

  • Schülerinteressen sind nicht gefragt.
  • Im Unterricht stellen nicht die SchülerInnen die Fragen, sondern die Lehrperson.
  • SchülerInnen sind zur Passivität verdammt. Einen ganzen Vormittag lang zuhören zu müssen, demotiviert. Es macht lethargisch.
  • Fordere deshalb schüleraktives Lernen!

Dein Kind kann sich nicht konzentrieren? 

Vielleicht sind Stoff und Unterricht langweilig?

Gibt es ausreichend Bewegungsangebote?

Dein Kind ist unruhig? 

Die motorische Aktivität ist bei Kindern von 6-8 Jahren am höchsten. Genau in dem Alter in dem Kinder in etlichen Grundschulen still sitzen müssen! Hyperaktivität ist, wie Faulheit, i.d.R. Folge nicht kindgerechter Umstände (s. auch Remo Largo LERNEN GEHT ANDERS! 2010). Die rapide Zunahme von ADHS-Diagnosen und psychosomatischer Erkrankungen ist eine der traurigen Folgen unseres Schulsystems.

Dein Kind ist in der Pubertät? 

In dieser wichtigen Phase der Selbstfindung, brauchen Jugendliche mehr Raum. Theaterspielen, Musik machen, in der Landwirtschaft arbeiten – gibt es in der Mittelstufe Angebote dieser Art?

Verlust der Kindheit –

so sehen viele Eltern den Stress in bayerischen Schulen, vor allem im Gymnasium.

Viele Kinder, auch wenn sie den Schnitt fürs Gymnasium erreichen, gehen deshalb lieber auf die Realschule und machen von dort über FOS oder BOS das Fachabitur, oder mit einer zweiten Fremdsprache das Allgemeine Abitur. Hier ist allerdings zu beachten, dass das Weiterkommen immer von einem Notenschnitt von 2,5 abhängt, während ein Gymnasiast die Jahre bis zum Abitur mit lauter Vieren und einer Fünf durchlaufen kann.

Ausbruch aus dem System –

mehr als 20% der Schulen in Bayern sind Privatschulen – dies ist die höchste Rate in der BRD. Immer mehr Eltern entscheiden sich, aus dem staatlichen System auszusteigen.  Über 2300 deutsche SchülerInnen besuchen inzwischen ein englisches Internat.

Da der Staat nur ca. 80% der Lehrergehälter an Privatschulen finanziert, müssen diese Schulgeld erheben. Somit wird die Chancenungleichheit weiter zementiert, der Mehrzahl der Kinder stehen nur Regelschulen offen.

Ja, die gibt es. Aufgrund des restriktiven bayerischen Schulsystems ist es jedoch öffentlichen Schulen nur in Ansätzen möglich, einen Wandel in der Lernkultur herbeizuführen. Daher sind es vor allem Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulen), die den Forderungen der Bildungs- und Hirnforschung wirklich entsprechen. So erfüllen Montessorischulen, in denen die Montessori-Pädagogik konsequent umgesetzt wird, alle Voraussetzungen einer modernen Lernkultur: Mit wirklicher Freiarbeit – nicht periodisch unterbrochen durch Klassenarbeiten – setzt die Montessori-Pädagogik voll auf selbstbestimmtes Lernen, es wird schüleraktiv und individuell gearbeitet. Durch die altersgemischten Lerngruppen wird die Zusammenarbeit unter den Schülern, das Miteinander gestärkt. Ganz zentral ist außerdem, dass hier auf die unsinnige, ständige Leistungsprüfung und Notengebung verzichtet wird. Und dass Lehrer echte Förderer und Lernbegleiter ihrer SchülerInnen sind. Diese bekommen Raum, Zeit und Mittel an die Hand, um eigene Lernstrategien zu entwickeln. Nur so, im offenen Unterricht, ist ganzheitliches und vernetztes Lernen überhaupt möglich.

Wir haben für Euch einige Schulen bzw. Links zu gelingenden Schulen zusammengestellt:

Obwohl die Entwicklung der Montessori-Pädagogik vor über 100 Jahren ihren Anfang hatte, entspricht sie tatsächlich in allen zentralen Punkten exakt dem, was heute Neurowissenschaftler und Lehr-/Lernforscher von modernen Schulen fordern: Das einzelne Kind in den Mittelpunkt zu stellen, es nicht in defizitärer Sichtweise ständig zu prüfen und zu bewerten, sondern vor allem die Potenziale eines jeden Schülers anzuerkennen und ihn individuell zu fördern. Dem Kind Raum, Zeit und die Mittel an die Hand zu geben, eigene Lernstrategien zu entwickeln. Denn nur so, im offenen Unterricht, ist ganzheitliches und vernetztes Lernen überhaupt möglich.

Früher wechselten zahlreiche – vor allem leistungsstarke – MontessorischülerInnen nach der Grundstufe auf ein Gymnasium. Das hat sich in den letzten Jahren geändert, seit Gründung der Montessori Fachoberschule (MOS), was dem Leistungsniveau der Mittel- und Oberstufen in den Montessorischulen natürlich zuträglich ist. Mit der MOS können SchülerInnen, die das allgemeine oder das Fach-Abitur machen wollen, den Montessoriweg bis zum Abschluss weitergehen.

Wenn Du Dich für eine Montessorischule interessierst, solltst Du Dir jede in Frage kommende Schule anschauen und im Unterricht hospitieren, denn nicht überall ist Montessori drin, wo es drauf steht. Welche Themen aufschlussreich sein können:

  • Wie viele Pädagogen betreuen wie viele Kinder?
  • Haben die Pädagogen ein Montessori-Diplom oder machen es berufsbegleitend?
  • Gibt es Altersmischung (wenn ja welche)?
  • Wie hoch ist der Anteil an Freiarbeit?
  • Gibt es schon in der Unterstufe gebundene, d.h. lehrerzentrierte Unterrichtsteile (wenn ja wie viel)?
  • Erstellen die SchülerInnen ihre eigenen, individuellen Lernpläne (z.B. Wochenpläne) oder gibt die Lehrperson einen einheitlichen Plan für die ganze Klasse vor?
  • Handelt es sich um gebundenen Ganztag, bei dem alle SchülerInnen bis zum Nachmittag in der Schule sind?
  • Wird Wert darauf gelegt, dass die SchülerInnen bis zur 10. Klasse bleiben (bspw. keine Vorbereitung auf den Übertritt)?

Was könnt Ihr zur Verbesserung der Schule Deines Kindes beitragen?

Leiste Aufklärung

Weiterlesen

Rege Schulbesuche und Hospitationen an

Weiterlesen

Schüleraktives Lernen/Freiarbeit

Weiterlesen

Doppelstunden, Blockunterricht

Weiterlesen

Bringnoten, Eigenverantwortung

Weiterlesen

Offene und flexible Lernräume

Weiterlesen

Rhythmisierter Ganztag

Weiterlesen

Arbeite im Elternbeirat

Weiterlesen

Gründe eine Lehrer-Eltern-Schülergruppe

Weiterlesen

Gründe einen Förderverein

Weiterlesen

An diese Grenzen könnt Ihr stoßen

Selbst wenn die Leitung Eurer Schule und ein großer Teil des Lehrerkollegiums reformwillig sind – angesichts der starren Vorgaben des Kultusministeriums können die notwendigen Veränderungen nur in begrenztem Maß realisiert werden.

Vor allem einige Grundschulen haben zwar teilweise vom lehrerzentrierten Unterricht auf schüleraktives, individuelles Lernen umgestellt und vieles aus der Montessori-Pädagogik übernommen, aber oft beschränkt sich das auf Klasse 1 und 2. Denn danach geht es in Richtung Übertritt, um den auch innovative Grundschulen nicht herum kommen. Solange die Grundschulzeit unter dem Diktat der Auslese steht, können Reformen nicht wirklich greifen. Das vom Kultusministerium eingeführte Modell der ‚Flexiblen Grundschule‘ findet deshalb auch nur in den Klassen 1 und 2 statt. Im Schuljahr 2018/2019 waren es knapp 12%, die dieses Flexibilisierung ermöglichten (268 von gesamt 2258 bayrischen Grundschulen).

In den weiterführenden Schulen wird fleißig weiter selektiert. Leistungserhebung und Notengebung bestimmen daher den Schulalltag. Das Notenkorsett bildet einen engen Rahmen, in dem selbstbestimmtes Lernen (falls es überhaupt angestrebt wird) immer nur phasenweise gelebt werden kann. Wenn am Tag X für alle Schüler die gleiche Probe geschrieben werden muss, kann von Individualisierung keine Rede mehr sein. Die Notengebung zwingt LehrerInnen zu unpädagogischem Handeln, weil schwächere Schüler durch schlechte Noten demotiviert werden. Was sie bräuchten, ist das Gegenteil: Ermutigung.

Diese Grenzen einer neuen Lernkultur im alten System zeigen sich auch beim innovativen Gymnasium in Oettingen: Um die für alle gleiche Schulaufgabe kommt man nicht herum, und ein nach Fächern aufgeteilter Stundenplan bleibt bestehen. Wirklich selbstbestimmtes und vernetztes Lernen, bei dem alle SchülerInnen ihrem Tempo, ihren Interessen und ihrem Level entsprechend arbeiten können, ist unter diesen beiden Bedingungen nicht realisierbar. Ebenso sind heterogene, altersgemischte Lerngruppen als wichtige Komponente einer neuen Lernkultur im aktuellen Regelschulsystem schwer umsetzbar.

Für den grundlegenden Umbau unseres Schulsystems müsste sich auf breiter Front die Erkenntnis durchsetzen:

Selektion und Notengebung sind die größten Hürden für bessere Schulen in Deutschland.

Deshalb ist politisches Engagement so wichtig. Wir alle sollten dafür eintreten, dass die Rahmenbedingungen fürs Lernen geändert werden – auch wenn das nicht von heute auf morgen geht.

Wenn wir nichts tun, wird sich nichts ändern. Viele Potenziale werden weiterhin ungenutzt bleiben. Wir würden es auch in Zukunft zulassen, dass viele Kinder – systembedingt – gedemütigt und zu Verlierern abgestempelt werden. Und dass viele LehrerInnen an dem Widerspruch scheitern, gleichzeitig Förderer und Be-/Verurteiler ihrer SchülerInnen zu sein.

Jeder kann an der Veränderung unseres Schulsystems mitwirken!

Leistet Aufklärung

Grundlegende Veränderungen sind nur möglich und erfolgreich, wenn sie von den Beteiligten mehrheitlich mitgetragen werden. Und Aufklärung kann noch mehr bewirken. Die meisten Eltern, die Filme wie DAS GEHEIMNIS GUTER SCHULEN zum ersten Mal sehen, sind bewegt und empört zugleich. Empört darüber, dass trotz solch leuchtender Beispiele gelingender Schulen bei uns in Bayern größtenteils immer noch in alter Manier unterrichtet wird: notenfixiert, Lehrer-zentriert, alle im Gleichschritt, frontal, zerstückelt im 45-Minutentakt. Dass unsere Schulen, anstatt Lebensorte zu sein, eher Beziehungsverhinderungsanstalten sind.

Die Schulen der Zukunft gibt es längst, aber im öffentlichen Schulwesen Bayerns sucht man sie vergebens. Deshalb brauchen wir breiten Protest, von Eltern, Lehrern, Schülern und vielen anderen Bürgern. Wir brauchen laute Empörung darüber, was wir unseren Kindern in der Schule antun. Und – nicht minder wichtig – was ihnen vorenthalten bleibt.

Unterstützt Sie die Forderung nach Modellschulen

Obwohl es wünschenswert wäre – wir können nicht über Nacht das gegliederte bayerische Schulwesen mit seinen überkommenen Unterrichtsmethoden abschaffen und flächendeckend Gemeinschaftsschulen einführen, in denen individuell und aktiv gelernt wird. Eine solch grundlegende Veränderung unserer Schulen braucht ihre Zeit. Aber genauso klar ist auch: Der Wandel muss endlich beginnen, ihn einzuleiten ist überfällig! Wir brauchen dringend öffentliche Modellschulen, in denen eine andere Art des Lernens angeboten wird:

  • aktives, individuelles Lernen in altersgemischten Klassen
  • ohne Selektion, d.h. gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse (mit gymnasialer Oberstufe)
  • ohne Noten bis zur 9. Klasse
  • in gebundenem, rhythmisiertem Ganztag
  • in inklusiven Schulen

Modellschulen könnten praktisch zeigen, wie anderes Lernen geht. In vielen Bundesländern werden solche Gemeinschaftsschulen überrannt. Eine Abstimmung mit den Füßen fürchtet der bayerische Kultusminister, deshalb lässt er keine Modellschulen zu. Gegen dieses Diktat, das unsere Kinder in ein überholtes Schulsystem zwingt, müssen wir uns wehren. Wenn nötig müssen wir die Zulassung von Modellschulen per Volksbegehren durchsetzen.