Eine Lehrerin wird zur Schulleiterin – meine große Herausforderung

Ich leitete acht Jahre eine private Montessori-Schule und in diesem Artikel möchte ich exklusiv, zum ersten Mal über die eine große Herausforderung schreiben, die sich mir bei der Übernahme dieses verantwortungsvollen Jobs 2012 stellte.

Ich war Montessori-Pädagogin. Schon einige Jahre bevor ich an die Montessori-Schule gewechselt bin, hatte ich mein Montessori-Diplom gemacht und mir damit dieses Zertifikat mit einer zwei Jahre dauernden berufsbegleitenden Fortbildung erworben.
Nun leitete ich eine Lerngruppe in der Primarstufe, gemischt von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe. Ich hatte Kontakt zu den Eltern der Schülerinnen und Schüler, deren Klassenlehrerin ich war. Das waren gut 20.
Ich nahm unsere pädagogische Prägung sehr ernst. In meiner persönlichen Entwicklung als Pädagogin war ich unterwegs weg vom Lehrerbild der Hochschule, hin zu einem vertrauensvollen Selbstverständnis, das auf Augenhöhe ausgerichtet war und dem Kind die größtmögliche Eigenverantwortung für sein Lernen übertrug. Auf dem Weg bedeutet, ich lernte jeden Tag viel dazu.
Die Freiarbeit so vorzubereiten, dass die Kinder möglichst gut und häufig in den Flow kamen, die Dokumentation der Freiarbeit und die damit verbundene konstruktive Zusammenarbeit im Klassenteam (bestand aus einer weiteren Lernbegleiterin, einer Inklusionsbegleiterin und mir) und die Elternarbeit waren dabei die drei Hauptsäulen meiner Vermittlung der reformpädagogischen Gedanken. Diese drei Säulen waren meine Leitplanke, um die Reformpädagogik, bekannt durch die Sätze „Hilf mir, es selbst zu tun“ und „Das Kind ist der Baumeister seiner selbst“ auf einer hohen Qualitätsstufe umzusetzen.
Vor allem die intensive Elternarbeit, die zum Ziel hatte, die montessorische Haltung mit den Eltern zu diskutieren und sie mit den Grundgedanken so zu infizieren, dass sie gar nicht anders konnten, als auch zu Hause ihre Beziehung zu ihrem Kind konsequent danach auszurichten, machte mir sehr viel Freude.
Außerdem hatte ich Kontakt zu den Pädagogen der fünf anderen Primarstufenlerngruppen. Wir stimmten uns in einer wöchentlichen Teamsitzung ab, die aus acht Pädagoginnen bestand. Es war eine intensive pädagogische Arbeit, die mir für meine persönliche Entwicklung sehr gut tat.

Dann wurde ich Schulleiterin. Gab meine Lerngruppe als Klassenlehrerin ab und übernahm die Gesamtleitung unserer Montessori-Schule, die zu der Zeit aus 15 Lerngruppen bestand, fast 60 Pädagoginnen und Pädagogen beschäftigte und die Verantwortung für 320 Schülerinnen und Schüler mit ebenso vielen Elternpaaren übernommen hatte.
Wow! Was für ein Sprung.
Außerdem wuchs die Schule. Wie so viele privaten Schulen steckten wir in der Erweiterungszeit. Waren gerade in unseren Neubau eingezogen, hatten zwei neue Ganztagesklassen, die noch nicht durchgewachsen waren (das bedeutet, dass Kinder aus Regelschulen, ohne Montessori-Erfahrung zusammenkommen und z.B. das Prinzip der Altersmischung „Kinder helfen Kindern“ noch nicht funktioniert). Weitere Konzeptschritt hin zu mehr Inklusion und zu einer verbesserten Altersmischung in der Sekundarstufe standen direkt bevor. Ich hatte so viel zu tun, wie nie zuvor in meinem Leben.

Was war meine eine große Herausforderung als Schulleiterin in dieser Zeit? Nicht untergehen? Ja, könnte man meinen. Schwimmen und nicht untergehen, war auf jeden Fall in den ersten Jahren meine Devise, das möchte ich nicht unterschlagen.
Dennoch war meine eine große Herausforderung eine inhaltliche.

Die große Herausforderung war es, zu klären, wie wir miteinander umgehen wollten.

Das pädagogische Team bestand aus acht verschiedenen Berufsgruppen, die fünf verschiedene Montessori-Ausbildungen hatten und zwischen null und 16 Jahren an der Schule waren.
Beim genaueren Hinsehen merkte ich, dass in der Kultur des Miteinanders sehr viel Unklarheit herrschte.
Auf welchem gemeinsamen Boden standen wir, bezogen auf den gegenseitigen Umgang, wie drückte sich unser Respekt füreinander aus– als Erwachsene untereinander im ersten Schritt und auch mit den Kindern und Jugendlichen und den Eltern. Sprachen wir bei Konflikten miteinander oder übereinander? Unterstützten wir uns und wenn ja, wie? Wo konnten wir uns vertrauensvoll Hilfe holen? Wie gingen wir mit hohen Elternerwartungen um, die uns überforderten? War es okay zu sagen, dass wir überfordert sind? Wie verhielten wir uns, wenn wir mit Kindern nicht mehr weiterkamen? War uns klar, wirklich klar, dass wir alle, jeder an seiner Stelle eine wichtige Aufgabe für das große Ganze übernahmen, egal ob Mittagessensausgabe, Verwaltungskraft, Lehrerin oder Schulleiterin?

Das „Wir“ war zu füllen und zwar mit klaren Werten, die für alle verbindlich gelten sollten.

Jetzt denkt ihr vielleicht, das sollte an einer Montessori-Schule selbstverständlich sein.
Ja und nein. Ja, weil es ein montessorischer Grundsatz ist, das Miteinander wertebezogen zu gestalten. Und nein, weil es Zeit und Aufmerksamkeit braucht, sich auf eine Kultur des Miteinanders zu verständigen. Immer, auch an einer privaten oder freien Schule.
Meine eine wichtige Aufgabe als Schulleiterin war es also, gemeinsam mit meinem Team eine klare Erwartungslinie zu erarbeiten zum Thema „So gehen wir hier miteinander um“. Es war für mich ein wichtiger Lernprozess zu verstehen, wie wichtig klare und verlässliche Absprachen sind. Sie sparen Zeit, ermöglichen es den Blick auf das Wesentliche zu richten und wirken präventiv gegen Mobbing.
Schule wird zu einem sicheren Ort für alle. Und das sollte sie sein. Immer.

Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast. Ich unterstütze gerne, wenn du in deiner Schule vor dieser oder einer ähnlichen Herausforderung stehst. Auch wenn du dir nicht sicher bist, ob ich helfen kann, melde dich gerne, dann reden wir. Ich werde dir ehrlich und klar sagen, ob ich dir helfen kann und freue mich auf dich.

Sandra Schumacher
Beratung für innovative Schulinitiatoren
Wunder. Fliegen. Weiter.

Ein kleiner Auszug aus unseren Werten und Regeln:

Durch einen achtsamen und vertrauensvollen sowie wertschätzenden Umgang aller miteinander ermöglichen wir unseren Schülern ein erfolgreiches Lernen und die gesunde Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Dabei verstehen wir uns als Vorbild.

Über mich:

Sandra Schumacher arbeitete als Lehrerin viele Jahre in den unterschiedlichsten Schulen, zuletzt war sie acht Jahre Schulleiterin einer privaten Montessori-Schule.
Als Beraterin und Coach unterstützt Sandra Schumacher Schulleiter freier und privater Schulen bei der Bewältigung verschiedenster Themen.
Sandra kennt die Visionen und Ziele der Akteure von Schule genauso, wie sie die möglichen Blockaden und Hindernisse am eigenen Leibe erlebt hat.
Sie entscheidet sich immer für den zukunftsorientierten, kreativen Weg, der in Veränderungen die großen Chancen sieht.

Weitere Infos zu Sandra Schumacher unter
https://www.facebook.com/WunderFliegenWeiter
https://www.linkedin.com/in/sandra-schumacher-0843a915a/
www.sandra-schumacher.de

Und noch ein Testimonial:

Stefanie, Klassenlehrerin einer Montessori-Schule sagt über Sandra

Wenn ich nicht weiter wusste, ging ich zu Sandra. Sie konnte sich in von mir geschilderte Prozesse oder problematische Situationen hineindenken, hineinversetzen und diese blitzschnell analysieren. Bei diesen Analysen lag sie erstaunlicherweise immer richtig, obwohl sie nur den Blick von außen hatte. Sie schaffte es dann immer mir Denkimpulse zu geben, die mir halfen den richtigen Lösungsweg zu gehen. Danke dafür! Sandra verfügt über umfangreiches Fachwissen, das sie fortwährend vergrößert, enorme berufliche Erfahrungen und eine ganz besondere Fähigkeit zur Situationsanalyse. Damit wird sie ganz sicher noch viele Menschen unterstützend begleiten.

Lehrer pflanzen Samen des Wissens, die ein Leben lang wachsen.

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