Abschaffung von Stegreifaufgaben und Extemporalen

    Deutsche Schulen sind vor allem leistungs- und wenig lernorientiert, so die Bildungsforscherin Elsbeth Stern. „Ob die SchülerInnen die Inhalte wirklich verstanden haben, interessierte überhaupt nicht – bis zum PISA-Schock.“ Leider wurde auf den PISA-Schock völlig falsch reagiert: Statt weniger Leistungen zu prüfen und den Fokus aufs Lernen zu richten, gibt es heute noch mehr Tests und mehr Noten. Somit wurde das zentrale Problem unserer öffentlichen Schulen, der Defizitblick auf die SchülerInnen, der Bewertungs- und Selektionsirrsinn, nicht gelöst. Obwohl durch die Erkenntnisse der Hirn- und Bildungsforschung mittlerweile klar ist: Selektion und Notengebung sind die größten Hürden für bessere Schulen in Deutschland.

    Auch innovative Grundschulen, die sich um individuelles, schüleraktives Lernen bemühen, kommen um den Übertritt nicht herum. Solange die Grundschulzeit unter dem Diktat der Auslese steht, können Reformen nicht wirklich greifen. Und in weiterführenden Schulen wird fleißig weiter selektiert.

    Leistungserhebung und Notengebung bestimmen den Schulalltag und dazu gehören weiterverbreitet leider immer noch überfallartiges Abfragen, (unangekündigte) Stegreifaufgaben und Exen. Wenn man Kinder und Familien dem ständigen Druck aussetzt, morgen geprüft zu werden, werden Lernen und Schule stets auch mit Angst und Druck belegt sein. Es ist vollkommen unnötig, denn Kinder wollen lernen und Schule kann auch so angelegt werden, dass Wissen in Projekten oder freiwillig abgefragt werden kann.

    In unserer heutigen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft zählen reine Fachkenntnisse kaum mehr. In der Arbeitswelt sind Selbstständigkeit und Kompetenzen gefragt – für Problemlösung, Teamarbeit, Umgang mit Heterogenität in der globalen Welt.

    Wir alle sollten dafür eintreten, dass die Rahmenbedingungen fürs Lernen geändert werden.
    Was viele nicht wissen, die überfallartige Notenerhebung ist überhaupt nicht notwendig, sie wird auch seitens des Kultusministeriums überhaupt gar nicht gefordert. Leider ist sie an vielen bayrischen Schulen weiterhin gängige Praxis, sie dient oft einer scheinbaren Disziplinierung, und ist dennoch eine fehlgeleitete Maßnahme.

    Solange wir mit Noten leben müssen, gilt es, ihre negativen Auswirkungen so weit wie möglich einzugrenzen, daher:

    Wir fordern Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und Schuleiter dazu auf, auf unangekündigtes Abfragen und Exen zu verzichten, und diese durch Bringnoten zu ersetzen,

    wie es z.B. am Gymnasium in Oettingen praktiziert wird.

    SchülerInnen melden sich selbst zum Test, Kurzreferat etc., wenn sie dafür bereit sind (Fahrschulprinzip). Oder sie machen einen mündlichen Bericht, übernehmen Teilthemen des Unterrichts oder ganze Unterrichtsstunden.

    Die Atmosphäre im Unterricht und das Verhältnis zwischen SchülerInnen und der Lehrperson können sich dadurch nachhaltig verbessern. SchülerInnen arbeiten intensiver, sie führen in manchen Fächern ein ‚Logbuch‘, in dem sie den jeweiligen Lernstand festhalten, in anderen Fächern wird mit Kompetenzrastern gearbeitet. Bringnoten bauen die Schüleraktivierung aus, die Eigenverantwortung der Kinder und Jugendlichen erhöht sich nachhaltig. Entscheidend ist nicht ‚wo die SchülerInnen’ im Vergleich zu anderen stehen, sondern was sie können und wie sie sich entwickeln.

    Wir ermutigen Eltern und SchülerInnen in allen Schularten dies ebenfalls in ihrer Schule vor Ort anzuregen. Besprecht das Thema offen im Schulforum, Elternbeirat oder in der Eltern-Schüler-Lehrer-Gruppe (so etwas kann man ebenfalls an jeder Schule einrichten).

    Veränderungen sind nur möglich und erfolgreich, wenn sie von den Beteiligten mehrheitlich mitgetragen werden. Regt z.B. auch Hospitationen an, denn vielen Eltern und LehrerInnen fehlt oftmals die Vorstellung, dass Unterricht auch völlig anders laufen kann.  Fordert schüleraktives Lernen für ihr Kind, was nicht nur viel spannender als Passivität im Frontalunterricht ist, sondern auch zu wesentlich besseren Lernergebnissen führt. Nur eigenständiges Lernen ist nachhaltig.

    Lest dazu auch:

    Diese Veränderungen sind schon heute in Deiner Schule möglich – sprich darüber mit anderen Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen.

    Infos für LehrerInnen

    Infos für Eltern

    und

    Lernen ohne Noten  ein Beitrag von Silvia-Iris Beutel, Hans Anand Pant:

    Herzliche Grüße
    Eine Schule für Alle in Bayern e.V.
    Christine Lindner, 2. Vorstand

    www.eine-schule.de,

    www.facebook.com/eineschulefueralle/

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